Chadidscha bint Chuwailid (a.) war die erste und bis zu ihrem
Ableben einzige
Ehefrau des
Prophet Muhammad (s.). Sie
wird auch Chadidscha Kubra (die Große) genannt. Chadidscha
(a.) war eine wohlhabende Kauffrau in
Mekka und Tochter von
Chuwailid, dem Verteidiger des
schwarzen Steins.
Muhammad (s.) wurde zum
Teilhaber bei ihren Handelsgeschäften. Sie ist die allererste
Muslima und sie unterstützte
Prophet Muhammad (s.) mit all
ihren Möglichkeiten.
Chadidscha (a.) hatte mit
Prophet Muhammad (s.) drei Kinder:
Fatima (a.),
sowie die im Säuglingsalter verstorbenen Qasim und Abdullah.
Prophet Muhammad (s.) hing mit
besonderer Liebe an Chadidscha.
Chadidscha (a.)
spielte eine herausragende Rolle in der Frühgeschichte des
Islam, als er gerade im
Wachsen in der Gesellschaft war. Sie war zusammen mit
Abu Talib einer der großen Förderer des
Islam und der
Muslime. Zu der Zeit, als die
Muslime in größter Bedrängnis waren, während des
Boykotts durch die Mekkaner, der drei Jahre andauerte, hielt sie durch, aufgrund ihrer großen
Opferbereitschaft. Ihre Durchhaltekraft, ihre Zähigkeit, Weisheit und unerschütterlicher
Glaube an ALLAH und Seinen
Gesandten waren wichtige Stützen des
Islam während der ersten zehn Jahre.
Manche Geschichtsschreiber haben ihr nicht die Würdigung
gewährt, die sie verdient, um ihre eigene Rolle und die herausragende Rolle ihrer Tochter
Fatimas (a.)
auf Kosten anderer späterer Ehefrauen zu
relativieren. Die
wenigen Biographien, die es über sie gibt, sind aus verstreuten Quellen zusammengetragen
worden, und selbst die sind nicht immer frei von Fehlinterpretationen.
Chadidscha al-Kubra (a.) war die Tochter von
Chuwailid ibn Asad ibn Abdul Uzza ibn
Kusay
und
gehörte zu dem Stamm der
Quraisch. Ihre Familie
war nicht nur berühmt für ihren Reichtum, sondern auch für ihren vorbildhaften Charakter.
Chadidscha (a.) wurde im Jahre
565 n.Chr. geboren, und sie starb am 10.
Ramadan (Monat) ein Jahr vor der
Auswanderung im Jahre 623 im Alter von 58
Jahren. Ihre Mutter war ca. 575 n.Chr. gestorben, und ihr Vater
Chuwailid starb
um 585. Seine Kinder erbten seinen Reichtum und teilten ihn unter sich auf.
Chadidscha besaß eine solche
außergewöhnliche Intelligenz und Charakterstärke, dass sie die Gefahren des Reichtums
überwand. Sie hatte viele Geschwister, aber sie allein hatte den Geschäftssinn ihres
Vaters geerbt. Nach dem Tod ihres Vaters
übernahm sie sein Geschäft und expandierte es schnell. Mit dem Gewinn, den sie daraus zog,
half sie den Armen, den Witwen, Waisen, Kranken und Behinderten. Wenn es irgendwo arme
Mädchen gab, dann sorgte Chadidscha (a.) dafür, dass sie verheiratet wurden, und
schenkte ihnen eine Mitgift. Einer ihrer Onkel beriet sie in geschäftlichen
Angelegenheiten, und auch andere ihrer Familienmitglieder halfen ihr beim
Management. Dadurch, dass
sie eine weise Auswahl ihrer Handelsagenten traf, der ihre Waren zur rechten Zeit kaufte
und verkaufte und ihre
Karawane sicher
geleiteten, wurde sie bald die reichste Geschäftsfrau in
Mekka. Immer wenn eine Karawane der
mekkanischen
Handelsleute die Stadt verließen, war die Menge der Waren von Chadidscha so groß wie die der
anderen Geschäftsleute der
Quraisch zusammen. Deswegen verliehen ihr die Bürger
Mekkas den Titel:
"Prinzessin der Quraisch", oder "Prinzessin von
Mekka".
Nur wenige Mekkaner gehörten vor der
Verkündigung des Islam nicht dem Götzendienst an.
Eine dieser wenigen war Chadidscha (a.). In diesem Zusammenhang gibt es einige
widersprüchliche Angaben der Geschichtsschreiber. Manche behaupten, dass
Chadidscha (a.) in ihrem
Monotheismus von einem Verwandten namens
Waraka ibn Naufal beeinflusst worden
sein soll. Allerdings ist dessen Existenz zweifelhaft.
Chadidschas (a.) Charakter und ihr Verhalten waren derart vorbildlich, dass sogar ihre
arabischen Landsleute, die bekannt waren für ihre Eitelkeit und ihren männlichen
Chauvinismus, sie nicht nur "Prinzessin von
Mekka" nannten,
sondern auch "die Reine" [al-tahira], ein Titel, den auch ihre spätere Tochter
Fatima (a.) innehatte.
Chadidscha (a.) gehörte
zusammen mit Asia (a.),
Maria (a.) und
Fatima (a.) zu
den vier gesegneten Frauen, die im
Heiliger Qur'an
erwähnt werden.
Was Chadidschas (a.) angebliche frühere Ehen anbelangt, so sind die
Historiker verschiedener Ansicht. Manche sagen, dass sie vor ihrer Heirat mit
Prophet Muhammad (s.)
bereits zweimal verwitwet war, andere sagen nichts darüber bzw., dass die nicht vorher
verheiratet gewesen ist. Selbst wenn sie schon älter und zwei Ehen hinter sich gehabt
hätte, hätte das ihre hohe Stellung bei
ALLAH und dem
Prophet Muhammad (s.) nicht gemindert. Aber es
gibt berechtigte Zweifel daran, und manche Gelehrte äußerten auch den Verdacht, dass man
die beiden früheren Ehen Chadidschas (a.) "erfunden" hatte, um die These aufzustellen,
dass eine spätere Frau des
Propheten Muhammad (s.),
die er als Jungfrau heiratete, seine
"Lieblingsfrau" und einige Jungfrau gewesen sei.
Auf jeden Fall gab es viele reiche und
einflussreiche Männer, die um Chadidschas (a.) Hand anhielten, aber sie lehnte
sie alle ab. Ihre Weigerung, einen der Großen und Mächtigen der Mekkaner zu
heiraten, gab Anlass zu viel Spekulation, welchen Mann sie denn nun wirklich
heiraten würde.
Im Frühjahr des Jahres 595 n.Chr. versammelten die
Mekkaner ihre
Sommer-Karawane für die Reise nach
Syrien. Auch Chadidscha (a.) hatte ihre Karawane bereit, aber
sie hatte noch niemanden gefunden, der sie leiten würde.
Abu Talib hörte davon und sah, das
Muhammad (s.) für diese Arbeit qualifiziert war
und schlug ihn vor. Wie die anderen Bürger
Mekkas hatte auch
Chadidscha (a.)
von Muhammads (s.) Vertrauenswürdigkeit und Integrität erfahren. So
willigte sie darin ein,
Muhammads (s.) als ihren
Karawanenführer einzusetzen. Sie schickte ihren Diener
Maysara mit ihm mit, damit dieser die Bücher führen sollte.
Maysara
war überrascht von der Professionalität, mir der
Muhammads (s.) die Handelsgeschäfte handhabte. Er
bemerkte auch, dass Muhammads (s.) trotz aller
Beschäftigung mir Kaufen, Verkaufen und Investieren noch Zeit fand, sich in die
Einsamkeit zurückzuziehen. Er wunderte sich zwar darüber, aber unterbrach ihn
nicht dabei. Er machte Rekordgewinne, die selbst Chadidscha (a.) noch nicht gemacht hatte, seit sie den Handel ihres
Vaters übernommen hatte. Jeder, der ihm begegnete, war beeindruckt von seiner einmaligen
Ausstrahlung. Maysara erzählte Chadidscha (a.) alles über
Muhammad (s.), nicht nur über
seinen enormen Erfolg bei den Handelsgeschäften, sondern vor allem über seinen Charakter
und Persönlichkeit. Er war voller Bewunderung für Muhammads Geschäftssinn, aber noch
mehr für seine Weitsicht, seine unfehlbare Urteilskraft, Höflichkeit und
Großzügigkeit.
Es wurde berichtet, dass eine der engsten Freundinnen Chadidschas (a.) eine Dame von sehr
vornehmer Abstammung war,
Nafisa bint Munya.
Sie war es auch, die den Ehekontakt maßgeblich herstellte. Durch dieses
Arrangement wurde die Ehe derart
eingefädelt, dass praktisch Chadidschas (a.) den Heiratsantrag machte, und über
ihre Mittelsleute dem vergleichsweise armen
Muhammad
(s.) die Brautgabe zukommen ließ, die er
ihr dann geben konnte, so dass weder sie noch
Muhammad (s.) in der Öffentlichkeit das Gesicht verloren. Zwar war es damals
noch üblich, die Brautgabe an den Vater der
Braut zu übergeben, aber Chadidschas (a.) Vater war bereits verstorben (Heiliger
Qur'an 93:8). Die Heirat erfolgte am 10.
Rabi-ul-Awwal
-26 v.d.H..
Ihre Annahme des Islam führte zur Ausgrenzung aus
der Gesellschaft. Aber Chadidscha (a.) schaffte
es, sich umzustellen und das harte Leben der jungen muslimischen Gemeinde zu teilen, indem
sie all ihren Reichtum den Armen und Waisen schenkte. Sie organisierte ihr
ganzes Leben neu, um es der Persönlichkeit
Muhammad
(s.) zu widmen.
Als die Prinzessin von Mekka, wie sie genannt wurde, in
Muhammads (s.) Haus eintrat, begann die glücklichste Zeit für sie, die 25 Jahre andauerte, bis
zu ihrem Ableben.
Vom ersten Tag ihrer Ehe an widmete sie sich ihrer neuen Aufgabe, ihren Mann
glücklich zu machen. Ihre Ehe war auch mit Kindern gesegnet, sie bekamen zwei
Söhne, Qasim und Abdullah, die allerdings beide noch im Kindesalter starben und
Fatima
(a.).
Manche Historiker behaupten, dass schon vor Chadidschas (a.) Heirat mit
Muhammads (s.) drei Mädchen in ihrem
Hause lebten,
Zainab, Ruqayya und Umm Kulthum. Sie waren allerdings die Töchter ihrer verstorbenen
Schwester. Deren Vater war schon früher gestorben, und so brachte Chadidscha sie in ihr Haus.
Nachdem ihre beiden Söhne so früh gestorben waren, wurden sie auch durch
Imam Ali (a.) getröstet,
der in ihrem Haus groß wurde. Es gab eine Hungersnot in
Mekka, und
Abu Talib hatte
Schwierigkeiten,
seine Kinder zu versorgen. So bat er
Prophet Muhammad (s.),
seinen jüngsten Sohn
Ali (a.)
zu sich zu nehmen. Als
Ali (a.) ins Haus des
Prophet Muhammad (s.)
und Chadidschas (a.) kam, war er 6 Jahre alt. Muhammad
und Chadidschas (a.) erzogen ihn und umgaben ihn mit ihrer
Liebe.
Es gibt viele falsche Darstellungen der
erste
Offenbarung bei denen u.a. Chadidscha (a.) ihren Mann überzeugt. In der
wahrhaften Darstellung ist sie von Anfang an die erste, die sofort von ihm
überzeugt ist. Der durch und durch von der
erste
Offenbarung faszinierte
Prophet Muhammad (s.)
erreicht das Haus in einem Zittern der Faszination und bittet Chadidscha (a.),
ihn in eine Decke einzuhüllen (Heiliger
Qur'an 74:1 ff.).
Später beten sie zusammen mit
Ali (a.)
das erste
Gemeinschaftsritualgebet in der Geschichte des
Islam.
Chadidscha (a.) war die ideale
Mutter
der Gläubigen. Als die
kleine
Auswanderung
der unterdrückten
Muslime nach
Abessinien stattfand, steht nichts in den historischen
Quellen darüber, wer ihre Karawanen ausstattete und die Reise finanzierte, denn die
Muslime selber waren zu arm dazu. Es ist fast mit Sicherheit anzunehmen, dass
Chadidscha (a.) die Reise finanzierte, da sie allein die Mittel dazu besaß.
Im 10. Jahr nach der Verkündung des Islam, eine Jahr vor der
Auswanderung, starb
Chadidscha (a.). Die Liebe des
Propheten Muhammad
(s.) zu Chadidscha (a.) war nicht sterblich, sie dauerte auch
nach ihrem Tod fort und wurde sogar stärker. Keine seiner späteren Ehefrauen konnten
Chadidschas (a.) Stelle einnehmen.
Eines Tages kam eine alte Frau zu
Prophet Muhammad (s.) mit einer Bitte. Er begrüßte sie
herzlich, und war sehr besorgt aufgrund ihres Anliegens. Als sie gegangen war, fragte
Aischa,
die bei ihm war, wer diese Frau denn sei.
Prophet Muhammad (s.) antwortete:
"Als Chadidscha und ich in
Mekka waren, kam diese Frau sie von Zeit zu Zeit
besuchen." Zu Lebzeiten hatte Chadidscha (a.) zahlreichen Leuten Großzügigkeit
erwiesen, und
auch nach ihrem Ableben
hörte der Prophet
Muhammad (s.) nicht auf, ihnen weiterhin Wohltaten
zukommen zu lassen. In diesem Zusammenhang berichtete
Aischa:
"Wann immer ein Schaf
oder eine Ziege geschlachtet wurde, ordnete der Gesandte Allahs an, dass das Fleisch zu
den Damen geschickt werden sollte, die mit Chadidscha befreundet gewesen waren. Eines Tages
fragte ich ihn, warum er das tat, und er antwortete: "Ich liebe all diese Leute, die
Chadidscha (a.) liebten."
Aischa wird folgendermaßen
zitiert: "Wenn immer der Gesandte Allahs das Haus verließ, um irgendwo hin zu gehen,
gedachte er Chadidschas, er lobte und segnete sie." Das erregte
Aischas Eifersucht auf die Frau, die längst
verstorben war.
Prophet Muhammad (s.) half immer den Armen und Kranken. Bei so einer Gelegenheit fragte ihn
Aischa nach dem Grund
dafür. Er antwortete: "Chadidscha hat mir gesagt, dass ich diese Leute mit
Freundlichkeit und Liebe behandeln soll. Es war ihr letzter Wunsch." Als
Aischa das
hörte, geriet sie in Zorn und rief: "Chadidscha! Chadidscha! Es scheint, als ob es für
dich keine andere Frau auf der Erde gibt als Chadidscha!"
Prophet Muhammad (s.) hatte
grenzenlose Geduld, aber nach
Aischas Ausbruch sprach er eine Weile nicht mehr mit ihr. Bei
einer anderen Gelegenheit sagte
Aischa:
"O Gesandte Allahs! Warum sprichst du die
ganze Zeit über diese alte Frau? Nach alldem hat Allah dir bessere Frauen als sie
gegeben."
Prophet Muhammad (s.) sagte: "Nein, Aischa! Allah gab mir nie eine
bessere Frau als Chadidscha. Sie glaubte an mich in Zeiten, in denen die Leute mich
verleugneten. Sie gab all ihr Hab und Gut für mich hin, als die Leute mich boykottierten.
Und Allah gab mir nur durch Chadidscha Kinder."
Chadidscha (a.) lebte nach ihrem
Ableben in den
Herzen der Gläubigen weiter.